Grundsteuerreform zeigt auf: Menschen fühlen sich immer mehr durch Digitalisierung abgehängt
Auch die Informationsveranstaltung zur Grundsteuerreform in Andernach zeigte wieder die Angst der Menschen, dass sie im Rahmen der Digitalisierung abgehängt werden. Die CDU-Andernach und die Landtagsabgeordnete Anette Moesta, die zugleich auch seniorenpolitische Sprecherin der Fraktion im Landtag ist, hatten zu der hybriden Infoveranstaltung eingeladen. Zugeschaltet wurden die beiden Finanzexperten der CDU-Fraktion Karina Wächter MdL und Christof Reichert MdL, die die bisherigen Grundlagen der Reform eindrücklich erläuterten und viele Fragen beantworten konnten.
Zum Hintergrund: Das Bundesverfassungsgericht hat 2018 die derzeitige Bewertung als verfassungswidrig eingestuft. Dem Bundesgesetzgeber wurde aufgegeben, bis spätestens Ende 2024 eine Neuregelung vorzunehmen. Deshalb müssen alle Grundstücke zum Stichtag 01.01.2022 neu bewertet werden. Seitens des Bundesgesetzgebers wurde das sogenannte „Scholz-Modell“ entwickelt, den Ländern stand es allerdings frei, ein eigenes Modell anzuwenden.
„Die Landesregierung Rheinland-Pfalz hat sich leider für das deutlich kompliziertere ‚Scholz-Modell‘ entschieden, bei dem umfangreiche Angaben zum Grundstück und Gebäude gemacht werden müssen. Dies bedeutet letztlich eine aufwändige Erfassung der Daten und eine komplizierte Bearbeitung für die Bürgerinnen und Bürger“, so Anette Moesta MdL. Die CDU-Fraktion im Landtag hatte daher ein Flächenmodell, ähnlich wie in Baden-Württemberg vorgeschlagen; dieses greift allein auf Grundstück und Lage zurück und ist mit wesentlich weniger Aufwand verbunden.
Die seniorenpolitische Sprecherin der Fraktion Anette Moesta kritisiert auch, dass die Daten grundsätzlich elektronisch übermittelt werden sollen, die Papierform ist nur in Härtefällen vorgesehen. „Dies macht insbesondere älteren Eigentümern Angst vor den Erklärungen. Zwar kann man sich die Online-Vordrucke mittlerweile auch ausdrucken, aber auch das schließt viele ohne Internetzugang oder Drucker aus. Wir erwarten deshalb, dass die Finanzministerin Doris Ahnen hier nachbessert und jedem, der möchte, die Erklärung in Papierform unkompliziert ermöglicht“, so die CDU-Politikerin.
Im Rahmen der Veranstaltung brachten Teilnehmer auch zum Ausdruck, dass sie sich durch die Digitalisierung zunehmend abgehängt fühlen, die Umsetzung der Grundsteuerreform in Rheinland-Pfalz war für die Besucher nur ein Beispiel dafür. „Dies macht mir Angst“, sagte eine Teilnehmerin der Veranstaltung. Sie erläuterte, dass sie dies in vielen Lebensbereichen erfahre, sei es bei der Reduzierung der Kontoausdrucker in den Banken oder auch durch die Nutzungspflicht von ELSTER. Auch bei den Banken sei die Antwort immer häufiger: „Machen Sie es doch digital.“
„Durch die Veranstaltungen im Rahmen der Grundsteuerreform habe ich einmal mehr erfahren, dass es viele Menschen gibt, die große Angst haben, durch die Digitalisierung vom Leben abgehängt zu werden. Da brauchen wir vom Land schon mehr als ‚Digital-Botschafter‘ für Senioren. Es gibt einfach Menschen, die damit nichts oder nur wenig anfangen können. Natürlich muss man versuchen, Menschen auf allen Ebenen mitzunehmen und heranzuführen, aber man muss auch – insbesondere als Land – erkennen, dass es eine lange Zwischenphase gibt. Auf keinen Fall dürfen diese Menschen außen vorgelassen werden. Es muss hier andere Lösungen geben und sei es wie z. B. bei der Grundsteuerreform die unkomplizierte Abgabe in Papierform.“